Fabian Reetz — East German Gothic Study (source material) (2025, 22:50 Min.)
Leon Meschede — Die Ostdeutschen Futuristen (2024, 25:06 Min.)
Sonntag, 9. November 2025, 20 Uhr
Eintritt frei, Filmdauer: 50 min
Ort: Galerie des Jenaer Kunstvereins im Stadtspeicher, Markt 16, Jena
Am 9. November lädt der Jenaer Kunstverein zu einem Filmabend mit Fabian Reetz und Leon Meschede ein. Sie werden ihre Kurzfilme East German Gothic Study (source material) (23 min., 2025) und Die Ostdeutschen Futuristen (25 min., 2025) zeigen und im Anschluss gemeinsam mit der Film- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Anne Barnert diskutieren.
Aus ihrem geteilten Blick als Nachwendekinder verhandeln sie das komplizierte Erbe der DDR. In ihren Arbeiten treten Strategien zutage, die sich innerhalb verschiedener sozialer Gruppen durch die Zwänge eines Überwachungsstaates und der Transformationsprozesse im Zuge seines Aufstiegs und Zerfalls gebildet haben. Aus ihrer Perspektive werden die Beschäftigung mit der DDR neben Erinnerungsarbeit auch zur Bewältigung einer krisenhaften Gegenwart und der Zukunft der Landschaft.
East German Gothic Study (source material)
Fabian Reetz zeigt mit seinem Kurzfilm source material (23 min, 2025) einen Ausschnitt aus seinem Projekt East German Gothic Studies. Das Bildmaterial wurde in dem stillgelegten Schieferbergwerk bei Lehesten in Südthüringen, in nahegelegenen Dörfern und auf dem Dachboden eines Gruftis aufgenommen. Die Stimmen stammen aus Interviews mit drei Personen, die aktiv in der Gothic-Subkultur involviert sind: einer Filmemacherin aus New York, einer Fanfiction-Autorin aus Amsterdam und einem Goth aus Meiningen. Geräusche aus dem Bergwerk lagern sich über Fassaden, Türen und Vorhänge. Anhand der Gesprächsausschnitte werden Formen der Aneignung von Materialien sowie die Spannung zwischen dem Verbergen und Erkennen innerhalb eines halböffentlichen Raumes untersucht.

Fabian Reetz (*1997, Bad Salzungen) schloss sein Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar im Januar 2025 ab und setzte seine Studien an der Akademie der bildenden Künste Wien fort. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Kunsthaus Potsdam, bei Soy Capitan Berlin, im Cazul 101 in Bukarest und im Klocker Museum Innsbruck gezeigt.
Porträt von Fabian Reetz: Dino Bossnini
Die Ostdeutschen Futuristen
Leon Meschedes Essayfilm Die Ostdeutschen Futuristen (25 Min., 2024) zeigt sich von Anna Seghers’ Science-Fiction Erzählung Sagen vom Unirdischen (1970) sowie von dem poltitischen Zukunftsfilm der defa futurum (1971–1981) inspiriert. Im Sinne einer transzendentalen Kritik re-imaginiert der Filmemacher darin die post-sozialistische Identität Ostdeutschlands. Ein Sandmann, um die richtige Bewältigung des Vergangenen im Hinblick auf die Zukunft ringend, nutzt seinen Besuch auf der Erde dazu mit Betroffenen zu sprechen. Darunter zählen der russische Nationaldichter Puschkin, die Stasi-Unterlagen-Archivarin Marit Krätzer sowie der Künstler Fabian Reetz.
Leon Meschede (*1999, Halle/Saale) schloss sein Studium der Bildenden Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle 2024 ab und arbeitet seitdem an seinem Kurzfilm Silicon Saxony mit Unterstützung der Werkleitz Gesellschaft. Seine Essayfilme wurden unter anderem in der Volksbühne in Berlin, dem Nordic House in Reykjavik und der Lkham Gallery in Ulaanbaatar gezeigt.
Porträt Leon Meschede von Seoyeon Ha

Gespräch
Die Film- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Anne Barnert wird das anschließende Gespräch moderieren. Sie bereitet zur Zeit für die DEFA-Stiftung ein umfangreiches Forschungsvorhaben zu Machtbeziehungen im DDR-Film vor. Bis September 2025 war sie Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Verbundprojekt Diktaturerfahrung und Transformation. Biographische Erfahrungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren. Ihre Promotion verfasste sie 2007 zur Antifaschismus-Thematik im DDR-Spielfilm (Frankfurt am Main). Danach war sie u.a. wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte Berlin. In ihren zahlreichen Publikationen befasst sie sich besonders mit dem DDR-Dokumentarfilm und seinem Verhältnis zu den Lebensrealitäten in der DDR und der Transformationszeit.
Die Veranstaltung wird gefördert von JenaKultur, Kulturstiftung des Freistaats Thüringen und Liebelt Stiftung, Hamburg.





