VOM GLÜCK DER PROVINZ – ein Ausstellungsreigen durch das hundertjährige Thüringen
27. August – 10. Oktober 2020 | thüringenweit
Thüringen: reich an Kultur, schwach an Struktur. Was soll, was ist, was kann Thüringen heute sein? Ein Ausstellungsreigen vernetzt Thüringer Regionen jenseits der Städtekette Erfurt-Weimar-Jena mit dem Kunstfest Weimar. Die ACC Galerie Weimar und der Jenaer Kunstverein haben zwölf kleine Ausstellungsprojekte ausgewählt bzw. mitinitiiert, die das Land 100 Jahre nach seiner Gründung reicher machen. Die Projekte kann man sowohl vor Ort, als auch gebündelt in den zentralen Ausstellungen in Weimar und Jena besuchen. Im Zentrum stehen Initiativen oder Künstler*innen, die oft im Verborgenen agieren und darum umso mehr überraschen können.
Ein Geburtstag kann Anlass für eine Außenperspektivierung sein, für eine Bestandsaufnahme, für ein offenes Resümee allemal. Auch wenn der Thüringer und die Thüringerin zu Nostalgie und Pessimismus neigen, so gilt die Devise Vorwärts immer, rückwärts nimmer auch weiterhin. Was ist das überhaupt – Thüringen? Und: 100 Jahre Thüringen? Ein Freistaat. 100 Jahre. Mit Unterbrechungen und unterschiedlichen Gebietsmarkierungen. Ein faschistischer Gau und drei sozialistische Bezirke liegen über und unter Königreichen, Landgrafschaften, Herzog- und Fürstentümern, zwischen Kaiserpfalzen und Republiken, bewohnt von Millionen, die Namen von mehr oder weniger kleinen Städten tragen – Weimar, Bonn, Berlin. Diese Ausstellung bietet einen panoptischen Blick in ganz unterschiedliche Lebenswelten, Sammlungen, Dinge und Individuen. Es offenbaren sich Wunden und Brüche und es zeigen sich Qualitäten und Kontinuitäten. Schätze und Talente, die begraben liegen oder die gehoben wurden. Was unterscheidet überhaupt Provinz von Metropole – wir müssen uns Thüringen als Großstadt denken mit gigantischen Parks und Grünflächen und vielen kleinen Kiezen und Ortsteilen und einem unheimlich schlechten U- und S-Bahn-Netz.
Radiobeitrag, Radio OKJ, 21.09.2020, Charlott Zerna
Fotoansichten der Ausstellung:
ANDREAS MARTIUS – FARBEN. FORMEN. THEMEN.
Links: ANDREAS MARTIUS – FARBEN. FORMEN. THEMEN. und die Stadtgeschichte von Neustadt an der Orla. Bild: Andreas Martius, Karussell, Acryl auf Holz, 166 x 120 cm, o.J. Aus dem vielseitigen Oeuvre von Andreas Martius wird im Jenaer Kunstverein nur ein Bild gezeigt, das einen ganz konkreten Bezug zu seiner Heimatstadt hat – den Karussellbau, denn die älteste deutsche Karussellbaufabrik wurde 1870 in Neustadt an der Orla gegründet. Rechts: Die Kollektion zeigt die schönsten Strümpfe, die im volkseigenen Betrieb "Thüringer Strumpfwarenfabrik Diedorf" gefertigt wurden. Übrigens: 1957 wurde in Diedorf die erste Kinderstrumpfhose in der DDR hergestellt. Foto: Wolfgang Grau
ZEIGT HER »EURE« FÜSSE – ZEIGT HER »EURE« STRÜMPF'
ZEIGT HER »EURE« FÜSSE – ZEIGT HER »EURE« STRÜMPF‘ 102 Jahre Strumpftechnologie aus dem Südeichsfeld. Die Gemeinde Diedorf belieferte mit ihrer Strumpfwarenfabrik in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ganz Osteuropa. Foto: Wolfgang Grau
ZEIGT HER »EURE« FÜSSE – ZEIGT HER »EURE« STRÜMPF
Die Künstlerin Bettina Schünemann hat Fundstücke aus der Industriebrache des ehemaligen Strumpfwerkes Diedorf zu einer leuchtenden Collage verarbeitet. Dafür hat sie vor allem die Rahmen und Metallgitter von Textildruckkästen verwendet. Foto: Wolfgang Grau
AUS DEN BÜCHERN IN DIE ZEIT
AUS DEN BÜCHERN IN DIE ZEIT | Das Schlossmuseum Burgk. 10 Exlibris aus 100 Jahren Thüringen. Ein Jahrzehnt, ein Exlibris – aus einer der größten Exlibris-Sammlungen Europas, aus einer der kleinsten Gemeinden Thüringens. Mit mehr als 80.000 Blättern ist die Exlibris-Sammlung die größte Spezialsammlung des Museums Schloß Burgk und eine der großen Europas in öffentlicher Hand. Foto: Wolfgang Grau
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo
Im Vordergrund: Puppenkopf aus der Sammlung von Sibylle Mania / Weimar. Im Hintergrund: Exlibris aus der Sammlung Schloß Burgk. Foto: Wolfgang Grau
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo
Sammlung von Martin Möhwald / Halle aus einem umgeackerten Feld (Formen mutmaßlich aus Thüringer Porzellanwerkstätten). ‚Nacktfrösche‘ – so werden einst im Flüsschen entsorgte, fehlerhafte Porzellanfiguren und Scherben, genannt, von denen, nun rundgewaschen, meist nur kykladisch anmutende Fragmente erhalten sind. Foto: Wolfgang Grau
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo
Sammlung von Martin Möhwald / Halle aus einem umgeackerten Feld (Formen mutmaßlich aus Thüringer Porzellanwerkstätten) Foto: Wolfgang Grau
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo
Sammlung von Martin Möhwald / Halle aus einem umgeackerten Feld (Formen mutmaßlich aus Thüringer Porzellanwerkstätten) Foto: Wolfgang Grau
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo
NACKTFRÖSCHE gefunden im Schwarzatal und anderswo Sammlung von Martin Möhwald / Halle aus einem umgeackerten Feld (Formen mutmaßlich aus Thüringer Porzellanwerkstätten) Foto: Wolfgang Grau
DER MÜLLERS LUST – KONKRET
DER MÜLLERS LUST – KONKRET | Das Museum für Steindruck in Wurzbach. Ein Film der Filmautoren vom VIDEOaktiv JENA e. V. dokumentiert das Steindruckverfahren, wie es von Christian Müller noch praktiziert wird. Foto: Wolfgang Grau
DER MÜLLERS LUST – KONKRET
DER MÜLLERS LUST – KONKRET | Das Museum für Steindruck in Wurzbach. Beispiel für das lithographische Druckverfahren: eine Steindruckplatte, gestaltet im Rahmen der im Jahr 2013 in Wurzbach stattgefundenen Werkstatt-Tage für künstlerischen Steindruck von Toru Oyama, Studierender an der Kunsthochschule Karlsruhe und dem Kunstlehrer Alexander Frohberg. Foto: Wolfgang Grau
DER MÜLLERS LUST – KONKRET
DER MÜLLERS LUST – KONKRET | Das Museum für Steindruck in Wurzbach. Vier Graphiken von Ursula Benker-Schirmer und Vier Texte von Eugen Gomringer aus dem Mappenwerk "das geheimnis im roten" gezeigt, erschienen im Verlag Bärbel Müller im Kunsthaus Müller (1995, Auflage 13 Exemplare, Offset-Druck). Foto: Wolfgang Grau
FERNES RAUSCHEN, NAHES LEUCHTEN Die Gärten des Jochen Bach in Plinz
FERNES RAUSCHEN, NAHES LEUCHTEN | Die Gärten des Jochen Bach in Plinz. Rechts: Skulptur „Ätna“, dahinter eine fotografische Abbildung des letztendlichen Engels, geschaffen von Jochen Bach, der an seinem Mühlengehöft in Plinz den Garten der Stille geaschaffen hat. Links: 4 Texte von Eugen Gomringer in Blockhängung aus dem Mappenwerk "das geheimnis im roten" im Verlag Bärbel Müller des KUNSTHAUS MÜLLER (1995, Auflage 13 Exemplare, Offset-Druck) Foto: Wolfgang Grau
RAUMANSICHT 3. Obergeschoß Jenaer Kunstverein
Im Vordergrund: Links und Mitte hinten: GEMÄLDEGALERIE DER WERKTÄTIGEN | Die Maxhütte in Unterwellenborn. Werke aus der Sammlung (links). Video zur derzeitigen Situation des Kulturpalastes Unterwellenborn von Mikhail Lylov, 2020. Rechts: Exponate der Ausstellung LANDUTENSIL von Stefan Petermann und Yvonne Andrä Foto: Wolfgang Grau
GEMÄLDEGALERIE DER WERKTÄTIGEN
GEMÄLDEGALERIE DER WERKTÄTIGEN | Die Maxhütte in Unterwellenborn. Insgesamt 278 Werke umfaßt die Kunstsammlung des ehemaligen Stahlwerkes Maxhütte, das einst 6000 Werktätige hatte und dessen Nachfolger nunmehr 600 Arbeitnehmer zählt. Im Jenaer Kunstverein wurden 5 Bilder aus der Sammlung gezeigt, die spezifisch eine Ikonographie des Arbeiters bzw. der Arbeiterin aufweisen. Foto: Wolfgang Grau
MÄZENATENTUM AUF THÜRINGISCH
Die Sammlung Lichtenstein umfaßt mittlerweile mehr als 8000 Werke. Welche Exponate sucht man aus solcher Kunstflut aus? Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, hat ein kleine, aber feine Auswahl an Kunstwerken getroffen. 12 aus 8000. Foto: Wolfgang Grau
MÄZENATENTUM AUF THÜRINGISCH
MÄZENATENTUM AUF THÜRINGISCH | Eine Kunstsammlung in Göpfersdorf. Im östlichsten Zipfel Thüringens grenzt das Altenburger Land mit seinem 200-Seelen-Nest Göpfersdorf an Sachsen. Hier wächst seit den 1960ern Anita und Günter Lichtensteins im mitteldeutschen Raum beispiellose Sammlung von Malerei und Grafik zeitgenössischer deutscher Künstler. Foto: Wolfgang Grau
LANDUTENSIL - Dinge aus den zehn kleinsten Dörfern Thüringens
Jenseits der Perlenkette – Gera, Jena, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach – liegen die kleinsten, noch selbstverwalteten Gemeinden Thüringens. Ein Jahr lang waren Yvonne Andrä und Stefan Petermann unterwegs, um zehn der kleinsten Dörfer Thüringens kennenzulernen und ihre Porträts in Worten und Bildern zu zeichnen. Foto: Wolfgang Grau
LANDUTENSIL - Dinge aus den zehn kleinsten Dörfern Thüringens
Feuerwehrtröte aus Asbach-Sickenberg (96 Einwohner). Das Dorf wurde nach dem 2. Weltkrieg von Hessen nach Thüringen getauscht. Foto: Wolfgang Grau
LANDUTENSIL - Dinge aus den zehn kleinsten Dörfern Thüringens
3 Hühnereier und Stroh aus Meusebach (96 Einwohner). Übrigens: Einer derer von Meusebach wird heute in Texas verehrt. Daneben: Speisewarmhaltevorrichtung aus Kleinbockedra (37 Einwohner), der kleinsten Gemeinde Ostdeutschlands. Foto: Wolfgang Grau
GOETHES TOPFPFLANZEN
GOETHES TOPFPFLANZEN im Gundelachschen und Glaserschen Haus in Stützerbach | Fette Beute - Ein Projekt von Sonya Schönberger. Sonya Schönberger zeigt das Globale im Lokalen. Anhand der Kulturgeschichte der Topfpflanze offenbart sie die kolonialgeschichtlichen Dimensionen hinter der Zimmerzierde. Die Topfpflanzen wurden von Bewohnern des Kirstenschens Hauses zur Verfügung gestelt. Foto: Wolfgang Grau
Raumansicht 3. Obergeschoß Jenaer Kunstverein
Im Vordergrund: GOETHES TOPFPFLANZEN . Ein Projekt von Sonya Schönberger Im Hintergrund: MÄZENATENTUM AUF THÜRINGISCH | Eine Kunstsammlung in Göpfersdorf Foto: Wolfgang Grau
CUNO HOFFMEISTERS PLATTENSAMMLUNG
CUNO HOFFMEISTERS PLATTENSAMMLUNG in der Sternwarte Sonneberg ist das zweitgrößte Astroplattenarchiv der Welt. Die Plattensammlung umfasst aktuell mehr als 275.000 Aufnahmen des Sternenhimmels von Sonneberg. Foto: Wolfgang Grau
CUNO HOFFMEISTERS PLATTENSAMMLUNG
CUNO HOFFMEISTERS PLATTENSAMMLUNG in der Sternwarte Sonneberg beinhaltet auch sogenannte "Entdeckerplatten" auf denen der Astronom Hoffmeister verschiedene Vermerke notiert hat. Foto: Wolfgang Grau
EIN ORT VON CHARME UND SCHÖNHEIT
Randbemerkungen aus dem HomeOffice von Benedikt Braun - Dahoam is scho she - Durch Wiederholung dieses Satzes im Dialekt stellt sich ein Verfremdungseffekt zur eigenen, bekannten Sprache ein und wirft Fragen auf nach dem heimatliche Vertrauten und dem unbekannten Fremden. Foto: Wolfgang Grau
An folgenden Orten konnten die Ausstellungen besucht werden:
FERNES RAUSCHEN, NAHES LEUCHTEN Vernissage: 28.8. 16:00 / Ausstellung: 28.8.– 18.10. IN DER PLINZMÜHLE, JOCHEN & GISA BACH Plinz 1 / 07751 Milda / OT Großkröbitz ÖFFNUNGSZEITEN: TÄGLICH 10:00 – 20:00
MÄZENATENTUM AUF THÜRINGISCH Vernissage: 28.8. 19:30 / Ausstellung: 28.8.– 4.11. IN DER GALERIE »PFERDESTALL«, KULTURGUT QUELLENHOF Garbisdorf 6, 04618 Göpfersdorf ÖFFNUNGSZEITEN: DO 14:00 – 18:00, auf Anfrage & zu Veranstaltungen
GOETHES TOPFPFLANZEN Vernissage: 29.8. 10:30 / Ausstellung: 29.8.– 13.9. IM GOETHEMUSEUM (GUNDELACHSCHES HAUS / GLASERSCHES HAUS) Sebastian-Kneipp-Str. 18 / 98714 Stützerbach ÖFFNUNGSZEITEN: MI – SO 10:30 – 15:30
DER MÜLLERS LUST – KONKRET Vernissage: 30.8. 18:00 / Ausstellung: 30.8.– 22.11. IM KUNSTHAUS MÜLLER, MUSEUM FÜR STEINDRUCK Markt 6 / 07343 Wurzbach ÖFFNUNGSZEITEN: MI – SO 10:00 – 12:30 + 15:00 – 18:00
CUNO HOFFMEISTERS PLATTENSAMMLUNG Vernissage: 30.8. 21:00 / Ausstellung: 30.8.– 31.12. IM ASTRONOMIEMUSEUM DER STERNWARTE SONNEBERG Sternwartenstraße 32 / 96515 Sonneberg ÖFFNUNGSZ.: TÄGL. 11:00 – 17:00, AB 13.9. DI – SO 13:00 – 17:00
ZEIGT HER »EURE« FÜSSE – ZEIGT HER »EURE« STRÜMPF‘ 102 JAHRE STRUMPFTECHNOLOGIE Vernissage: 1.9. 14:00 / Ausstellung: 1.9.– 10.9. IN DER SÜDEICHSFELDHALLE DIEDORF Brückenstraße. 3, 99988 Diedorf ÖFFNUNGSZEITEN: DI, MI, DO 13:30 – 17:30
ANDREAS MARTIUS – FARBEN. FORMEN. THEMEN. Vernissage: 1.9. 18:00 / Ausstellung: 1.9.– 8.11. IM MUSEUM FÜR STADTGESCHICHTE Kirchplatz 7 / 07806 Neustadt an der Orla ÖFFNUNGSZEITEN: MI, DO, FR 12:00 – 17:00 / SA 10:00 – 17:00 SO 14:00 – 17:00
»LANDUTENSIL« AUSSTELLUNG von Yvonne Andrä und Stefan Petermann, Autoren des Buches Jenseits der Perlenkette in der ACC GALERIE WEIMAR & im JENAER KUNSTVEREIN AB DEM 27.08.
BENEDIKT BRAUN – SCHWERKRAFT 2.0 Ausstellung: 28. 8. bis 27.9. 2020,IM GASWERK WEIMARS Schwanseestr. 92 / 99425 Weimar ÖFFNUNGSZEITEN: DO – SO 14-20
Vernissage
Die Vernissage findet am 27.08.2020; 20:30 Uhr vor dem Jenaer Kunstverein statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Bustour
Eine vierteilige Bustour führt am 28.08, 29.08., 30.08. und 01.09. an die in der Ausstellung vorgestellten Orte:
01.09.2020 Start: 12 Uhr Weimar (ACC Galerie), 14:00 Südeichsfeldhalle, Diedorf, 18:00 Museum für Stadtgeschichte, Neustadt an der Orla, Wiederankunft Weimar: voraussichtlich 22.00 Uhr
Interessierte melden sich bitte bei der ACC Galerie Weimar: info@acc-weimar.de
Die Reisen finden unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen zur Pandemie-Eindämmung statt.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Kunstfest Weimar und der ACC Galerie Weimar statt. Mit freundlicher Unterstützung von JenaKultur, LAG Soziokultur, Sparkasse Jena-Saale-Holzland
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