Unter dem Motto „Schöne neue Welt“ beginnt der Jenaer Kunstverein im März das Ausstellungsjahr 2022 und lädt dazu ein, gesellschaftsrelevanten Fragen durch die Auseinandersetzung mit Kunst nachzugehen. Dabei werden sowohl utopische, heilvolle Zukunftsvisionen als auch bedrohliche, Unsicherheit verursachende Szenarien in den Blick genommen. Wie tickt die Welt und wie wird sie von Künstler:innen mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten aus verschiedenen Generationen reflektiert?
Den Auftakt bildet die Ausstellung AND NOW FOR SOMETHING COMPLETELY DIFFERENT 13 des slowenischen Künstlerduos Nika Oblak & Primož Novak, die in Zusammenarbeit mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Gera realisiert wird. In der Gesamtschau der beiden Ausstellungsteile in Jena und Gera entfaltet sich die ganze Bandbreite ihres Schaffens und ihrer künstlerischen Entwicklung. Zu sehen sind Fotografien, Installationen sowie performative und kinetische Videoarbeiten seit den frühen 2000er Jahren, in denen sich das Duo ebenso humorvoll wie tiefsinnig mit soziologischen, politischen und philosophischen Themen beschäftigt.
Wahrheit und Fiktion
„You won’t know the facts until you see the fiction” – Dieses Zitat aus dem Kultfilm Pulp Fiction könnte auch von Nika Oblak & Primož Novak stammen, denn sie widmen sich in zahlreichen Werken der brennenden Frage nach Abgrenzung und Durchdringung von Fiktion und Realität. Ist alles, was sichtbar ist, auch wahr? Welche Bezüge bestehen zwischen medialen Bildern und unserer Realität? Gibt es überhaupt (noch) eine Grenze zwischen digitaler und physischer Wirklichkeit? Diesen und weiteren gesellschaftlich wichtigen Fragestellungen geht das Künstlerduo auf überraschend humorvolle Weise nach. Dabei finden sie immer neue Mittel und Wege, Widersprüchlichkeiten und Absurditäten des alltäglichen Lebens offenzulegen. Durch ihren experimentellen, spielerischen Umgang mit (darstellungs-)technischen Möglichkeiten neuer Medien entstehen innovative und außergewöhnliche Installationen, die die Trennlinien zwischen medialer und realer Welt verwischen.
Absurditäten des Alltäglichen und Humor als Strategie
Eine zentrale Rolle nimmt das Hinterfragen von Normen, Routinen und Mustern ein, in denen Individuum und Gesellschaft wie auch die Künstler selbst verhaftet sind. Was ist der Motor, der uns antreibt? Welche Ziele verfolgen wir? Und was bedeutet eigentlich Fortschritt? Oblak und Novak stellen Sehgewohnheiten auf die Probe und treiben Handlungen ad absurdum, um das Alltägliche, das oftmals groteske Züge trägt, in Zweifel zu ziehen. Indem sie den Blick durch hintergründigen Witz öffnen, werden Reflexionsprozesse angestoßen: Wie sinnvoll sind verfestigte Handlungsmuster und Vorstellungen, und inwiefern können oder sollten sie durchbrochen werden? Antworten liefert das Duo nicht, durch die Kunstwerke aufgeworfene Fragen regen jedoch dazu an, selbst mit einer gewissen Leichtigkeit über die Bedingungen und die Verfasstheit der Gesellschaft, in der wir leben, nachzudenken. Dass Nika Oblak & Primož Novak Humor als zentrale künstlerische Strategie einsetzen, lässt auch der Titel der Ausstellung erkennen – ein Zitat aus Monty Pythons Film Die wunderbare Welt der Schwerkraft.
Nika Oblak & Primož Novak
Seit dem Abschluss ihres Studiums an der Akademie der Schönen Künste in Ljubljana und an der Universität der Künste in Berlin haben Nika Oblak (*1975) und Primož Novak (*1973) zahlreiche internationale Ausstellungsprojekte realisiert. Ihre Arbeiten wurden sowohl in Einzel- als auch in Gruppenausstellungen gezeigt, etwa in der MC Gallery, New York; Catalyst Arts, Belfast; Galerie im Körnerpark, Berlin; Galerija Kibela, Maribor/Sl; sowie bei Sharjah Biennale, Vereinigte Arabische Emiraten; Japan Media Arts Festival, Tokio; Istanbul Biennale, Türkei; Biennale Cuvee, Linz; Transmediale, Berlin; Jubiläumsausstellung Kinetica, London. Sie erhielten zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den CYNETART Award der Trans-Media-Akademie Hellerau in Dresden, den White Aphroid Award für künstlerische Leistungen von MMC KIBLA, Maribor sowie die Rihard-Jakopic-Ehrenerwähnung, die höchste nationale Auszeichnung für bildende Kunst verliehen vom Verband der slowenischen Gesellschaften für bildende Künstler, der Akademie für bildende Kunst und Design in Ljubljana, dem Museum für moderne Kunst in Ljubljana und dem slowenischen Verband der Kunstkritiker. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, u.a. in Beirut, Hong Kong, Seoul und Stockholm.
Die Ausstellung wird kuratiert von Michaela Mai (Kunsthistorikerin und Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstverein e.V.).
Eröffnungen der Ausstellung
Der Künstler Primož Novak und die Kuratorin, Michaela Mai, kommen an den Eröffnungstagen in Jena (11.03.2022, 18 – 21 Uhr) und Gera (12.03.2022, 15 – 18 Uhr) gern mit Ihnen ins Gespräch. Aktuelle Informationen zu Ausstellung und Begleitprogramm werden in der Presse, auf den Social-Media-Kanälen sowie auf den Internetseiten des Jenaer Kunstvereins und der Neuen Galerie für zeitgenössische Kunst Gera veröffentlicht.
Rundgänge durch die Ausstellung
Von der Kuratorin begleitete Rundgänge durch die Ausstellung werden auf Anfrage und an folgendem Terminen angeboten:
• Donnerstag, 31. März 2022, 18 Uhr, Galerie im Stadtspeicher Jena
Wir bitten um Anmeldung bzw. Anfragen per Email an info@jenaer-kunstverein.de. Teilnahme und Eintritt sind kostenfrei, über Spenden freuen wir uns.
Finissage
Zur Finissage der Ausstellung wird das Künstlerduo einen Rundgang durch die Ausstellung anbieten.
- Samstag, 23. April 2022, 15 Uhr, Neue Galerie für Zeitgenössische Kunst Gera
- Sonntag, 24. April 2022, 15 Uhr, Galerie im Stadtspeicher Jena
Wir bitten um Anmeldung bzw. Anfragen per Email an info@jenaer-kunstverein.de bzw. ngfzk@haeselburg.org. Teilnahme und Eintritt sind kostenfrei, über Spenden freuen wir uns.
Artist Talk
In Zusammenarbeit mit dem Fachkurs Kunstwelt der Bauhaus-Universität Weimar findet zum Abschluss der Ausstellung ein ↗ Artist Talk statt, in dem das Künstlerduo exklusive Einblicke in ihre Arbeiten geben wird. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich in das anschließende Gespräch, moderiert von Michaela Mai und Florian Schmidt, einzubringen.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
- Montag, 25. April 2022, 18 Uhr, Bauhaus-Universität Weimar (Van de Velde Bau / Raum HP05, Geschwister-Scholl-Str. 7, 99423 Weimar)
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Orte, Zeitraum und Öffnungszeiten der Ausstellung
Die Einzelausstellung findet an zwei Orten, in der der Galerie des Jenaer Kunstvereins und in der Neuen Galerie für Zeitgenössische Kunst Gera statt.
Jenaer Kunstverein e.V.
Galerie im Stadtspeicher
Markt 16, 07743 Jena
Laufzeit: 11.03.–24.04.2022
Öffnungszeiten:
Mi, Fr, Sa: 12–16 Uhr
Do: 12–19 Uhr
Kulturhaus Häselburg Gera
Neue Galerie für Zeitgenössische Kunst
Florian-Geyer-Str. 15-17 / Burgstr. 12
07545 Gera
Laufzeit: 12.03.–24.04.2022
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 12–16 Uhr
Do: 12–19 Uhr
Sa: nach Vereinbarung
mitarbeiter@haeselburg.org
Weitere Informationen zum Besuch der Galerie (Zugänglichkeit, Lage u.a.) finden Sie ↗ hier.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Begleitheft zur Ausstellung
Videodokumentation der Ausstellung
Die folgenden Videolinks führen zur Videoplattform YouTube. Durch Abspielen willigen Sie in die Datenschutzbestimmungen von YouTube/Google ein.
Videoteaser
Nika Oblak & Primož Novak: Recommended By Curators Worldwide, Fotografie als Großflächenplakat, 2009
Nika Oblak & Primož Novak: Reality is Out, Kinetische Videoinstallation, 2009
Nika Oblak & Primož Novak: The Box, Kinetische Videoinstallation, 2005
Nika Oblak & Primož Novak: Cab Driver, aus der Serie: Coming Soon, Poster und Lichtkästen, 2008/2009
Nika Oblak & Primož Novak: ON / OFF (Switch to Turn off Planet Earth), Installation, 2016
Alle Videos des Jenaer Kunstvereins in der ↗ Mediathek.
Pressestimmen
Die Ausstellung eröffnet das Jahresprogramm 2022 des Jenaer Kunstvereins: Schöne neue Welt.
Eine Kooperation von:
Die Ausstellung wird gefördert von: