140. Geburtstag: Eberhard Grisebach – Geschäftsführer des Kunstvereins Jena 1912-1921

Vor 140 Jahren wurde am 27. Februar 1880 Eberhard Grisebach geboren. Von 1912 bis 1921 war der an der Universität Jena promovierte und habilitierte Philosoph Geschäftsführer des Kunstvereins Jena. Unter seiner Leitung wurde der Grundstock für die legendäre Sammlung klassisch-moderner Kunst gelegt. Cuno Aimet, Erich Heckel, August Macke, Franz Marc und Emil Nolde sind nur einige Namen jener Künstler, mit deren Werken in den 1910er Jahren durch Ankauf oder Schenkung die Sammlung des Kunstvereins aufgebaut wurde. Der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner stiftete in Andenken an seinen im Jahr 1917 in Jena verstorbenen Freund und Förderer Botho Graef dem Kunstverein Jena  260 Holzschnitte, Lithographien und Radierungen. Eberhard Grisebach nahm im Jahr 1918 diese umfangreiche Stiftung für die Sammlung des Kunstvereins entgegen. Grisebach beendete seine geschäftsführende Tätigkeit im Jahr 1921. Sein Nachfolger wurde Walter Dexel, der die Sammlung um avantgardistische und abstrakte Kunst im geistigen Kontext einer neuen Formensprache nach dem ersten Weltkrieg und im räumlichen Zusammenhang mit dem nahen Weimarer Bauhaus erweiterte.

Ernst Ludwig Kirchner: Porträt Eberhard Grisebach, Öl auf Leinwand, 39,5 x 54 cm, 1917, Foto: CC-PD-Mark / Wikipedia

Eberhard Grisebach lehrte ab 1922 als außerordentlicher Professor Philosophie an der Universität Jena. 1931 wurde er auf den Lehrstuhl der Philosophie, Pädagogik und Psychologie der Universität Zürich berufen.
Seine Kontakte zu Künstlern waren europaweit. Er wurde mehrfach porträtiert. 1917 wurde Grisebach von Ernst Ludwig Kirchner gemalt. Das Porträt behielt Kirchner bis zu seinem Tod. Im Jahr 2008 wurde es von den Städtischen Museen Jena erworben und befindet sich seitdem in der Kunstsammlung Jena.
Im Jahr 1932 wurde Grisebach von dem bedeutenden norwegischen Maler Edvard Munch porträtiert, heutzutage international bekannt durch sein Gemälde „Der Schrei“.
Eberhard Grisebach starb 1945 in Zürich. Sein Wirken für den Kunstverein Jena hat bis heute Spuren in der Kunstlandschaft Jenas hinterlassen, nicht zuletzt durch die Sonderausstellungen der Kunstsammlung Jena, die sich an den historischen Vorbildern ambitionierter Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit der Jenaer Bürgerschaft im beginnenden 20. Jahrhundert orientieren. 

Edvard Munch: Porträt von Eberhard Grisebach, Öl auf Leinwand, 197 × 101 cm, 1932, Foto: CC BY 4.0 Munchmuseet

Tiefergehende Informationen zu Eberhard Grisebachs Tätigkeit für den Kunstverein Jena finden sich im 2008 erschienenen Band „Rausch und Ernüchterung : die Bildersammlung des Jenaer Kunstvereins – Schicksal einer Sammlung der Avantgarde im 20. Jahrhundert“. (↗ Titel im Katalog der Thüringer Landesbibliothek)


Der Autor Robert Sorg ist Vorsitzender des Jenaer Kunstvereins.


Abbildungen Beitragsbild: Fotos: CC-PD-Mark / Wikipedia, Universitätsarchiv Zürich 

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